Persischstunden

Die Geschichte des Films ist schnell erzählt: Gilles, ein belgischer Jude entkommt der Erschießung indem er sich als Perser ausgibt. Im Lager muss er diese Lüge aufrecht erhalten und dem Küchenleiter und Hauptsturmführer die persische Sprache beibringen, von der er selbst kein Wort spricht. Der Film basiert auf der Erzählung "Die Erfindung einer Sprache" von Wolfgang Kohlhaase und angeblich auf wahren Begebenheiten.

Was sich nach Tragikomödie anhört, ist es nicht. Der Film beginnt mit der Erschießung im Wald und endet mit der Erinnerung von Gilles bzw. Reza, wie er sich als "Perser" nennt, an die Namen von 2840 Lagerinsassen, von denen wohl die allermeisten nicht mehr am Leben sein dürften. Es handelt sich vielmehr um eine reine Tragödie, an der allenfalls das Überleben der Hauptfigur tröstlich ist. Neben allerlei Ränken und Denunziationen unter den Nazis, ist es natürlich die immer größere Schwierigkeit für Gilles, eine Sprache zu erfinden und sich auch daran zu erinnern, die der Handlung ihre Spannung gibt. Ständig lebt er am Rande des Todes – das macht der Film überdeutlich und das ist ja auch die grausame Wahrheit der KZ. Noch bewegender aber ist für den Zuschauer die Normalität, die für die deutschen Soldaten das Quälen und Töten der Häftlinge darstellt. Eigentlich normale Menschen, mit ihrer Sehnsucht nach Verliebtsein oder ihren Zukunftsplänen und doch monströse Täter. Meisterlich zusammengefasst in der Figur des Hauptsturmführers Klaus Koch, der wiederum meisterlich gespielt wird von Lars Eidinger. Ein erschreckender aber wichtiger Film.

Persischstunden, 122 Min.
Regie: Vadim Perelman, Deutschland / Russland / Weißrussland, 2019
Geeignet ab: 14 Jahren, FSK 12

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Der Spielfilm ist als DVD DVS1183 und Online-Medium im Ökumenischen Medienladen verfügbar.
In der Bibliothek kann unter der Signatur Afiu 667 pädagogisches Begleitmaterial zum Film entliehen werden.