Leben in der digitalen Moderne

Ein neuer Band aus der Reihe „Mensch und Digitalisierung“ der Bischöflichen Medienstiftung zeichnet Veränderungen des Alltags nach und reflektiert ethische Entwicklungen.  

In insgesamt 27 kurzen Essays beschäftigt sich Klaus Koziol, Soziologe und Leiter der Hauptabteilung Medien und Digitalisierung, mit den Facetten des Lebens in der Digitalen Moderne. Von A wie dem Algorithmus als Kulturwandel über H wie Heimat und G wie Geheimnis bis Ö, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, nimmt der Autor die verschiedensten Phänomene der Digitalisierung in den Blick. Er schaut dabei vor allem auf die ethische Seite dieser Transformation; sein Plädoyer für eine notwendige Menschendienlichkeit aller Entwicklungen und Prozesse ist deshalb die Basis seiner Analyse. 

Die Beiträge unter den Überschriften wie „Begegnung“, „Kapitalismus“, „Öffentlichkeit“, „Stille“ oder „Unterhaltung“ schärfen das Bewusstsein dafür, wie Gewohnheiten sich in der digitalen Moderne schleichend verändern. Beispielhaft beschreibt Koziol im Essay mit dem Titel „Über ‚Wetten, dass ...?‘“ , wie heute „jeder in der Familie seine eigene mediale Präsenz“ hat und dass Familien sich schwer tun, „über mediale Angebote gemeinschaftsstiftende Aktionen zu verwirklichen“, wie dies zu Zeiten von großen Familien-Fernsehshows einst möglich gewesen ist. 

Das 99-seitige Buch ist keines, das zu einer direkten Handlung auffordert. Durch die genaue Analyse und Beobachtung des Alltags gelingt es dem Autor aber, die Leser immer wieder zum Nachdenken und Innehalten anzuregen. Auch deshalb, weil er Themen und Sachverhalte mit der Digitalisierung in Verbindung bringt, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben; zum Beispiel im Essay „Über das Romanlesen“. Letzteres identifiziert er als wichtiges Werkzeug, um in der digitalen Moderne souverän zu agieren. Seine Begründung: Romane ermöglichen ein „Probehandeln“, denn „das gedankliche Mitgehen von Protagonisten verlangt eine hohe Imaginationskraft, die sich so ausprägt, dass eine Übersetzung auf aktuell herausfordernde, reale Situationen möglich wird“. Außerdem fordere ein Roman den Leser heraus, dranzubleiben, als „Widerstand gegen die Zerhackstückelung unserer Zeit“. 

Sich bewusst werden über Veränderungen und sie einordnen können, ist ein erster und wichtiger Schritt, Gesellschaft mitzudenken und mitzugestalten. Nicht mehr aber auch nicht weniger ist der Anspruch des vorliegenden Bandes. Der Essay-Band ist die sechste Publikation in der Reihe „Mensch und Digitalisierung“ der Bischöflichen Medienstiftung. 

Info: Das Buch ist in Kürze auch über die Diözesanbibliothek ausleihbar. 

Klaus Koziol:  Leben in der digitalen Moderne. Essays.
Schriftenreihe Mensch und Digitalisierung Band 6, München 2021 (Juli), 
99 Seiten, ISBN 978-3-96848-021-3, Verlag kopaed