Ein eiskalter Fisch

Onno ist gestorben, doch bezeichnender Weise ist der Fisch im ganzen Bilderbuch kein einziges Mal zu sehen, nur sein leeres Aquarium. Dafür um so öfter der Bub und sein Vater, der sonst kaum Emotionen zeigt. Er ist der heimliche Protagonist des Kinderbuchs. Denn der Vater schafft es plötzlich – durch das geteilte Verlusterlebnis – einen Zugang zu seinem Sohn und zu seinen eigenen Gefühlen zu finden. Der junge Familienvater, der sonst so gefasst ist, weint: „Obwohl er Onno eigentlich gar nicht mochte“, das wundert auch den jungen Erzähler. Diese ungewöhnliche Verbindung, dass der Todestag des Haustiers, der schönste für den Jungen ist, wird so verständlich. Plötzlich erfährt der Sohn Aufmerksamkeit und ist seinem Vater ungewohnt nahe. Gemeinsam gestalten sie den Abschied des Fischs als eine etwas unkonventionelle „Wasserbestattung“.

Das Bilderbuch zeigt eine junge Familie im Norden und besticht mit besonderen Zeichnungen und modernen Aquarellen.

Frauke Angel: Ein eiskalter Fisch
26 Seiten, Bilderbuch ab 4 Jahren, Tyrolia Verlag

„Ein toter Fisch, ein trauriger Junge – und ein Vater, der plötzlich merkt, wie mit großer Macht Gefühle über ihn hereinbrechen, die er sonst erfolgreich kontrolliert. Erst als er sie zulässt, kann er ganz für seinen Sohn da sein, der in der ungewohnten Umarmung des Vaters die Traurigkeit vergisst. Ein zutiefst berührendes Buch mit einer geschickt gesponnenen Geschichte, die viel Raum gibt, sich selbst darin wiederzufinden.“ Aus der Jury-Begründung des Huckepackpreis