Katholische Öffentliche Büchereien: Orte der Teilhabe und Begegnung

Der Diözesantag 2025 zeigt die Bedeutung ehrenamtlicher Büchereiarbeit.

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In einer Zeit, in der sich viele Menschen nach Begegnung, Orientierung und Gemeinschaft sehnen, haben die Ehrenamtlichen der Katholischen Öffentlichen Büchereien der Diözese Rottenburg-Stuttgart eindrucksvoll gezeigt, dass ihr Ehrenamt weit über das Ausleihen von Büchern hinaus geht.

Schon im Eröffnungsgottesdienst wurde dieser Schwerpunkt gesetzt. Ordinariaträtin Karin Schieszl-Rathgeb bedankte sich in ihrer Dialogpredigt mit Pfarrer Michael Heil für den Dienst der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen in den über 150 Katholischen Öffentlichen Büchereien in der Diözese. „Sie sind Türöffnerinnen und Türöffner – zu Geschichten, zu Begegnungen, zu neuen Gedanken. Durch Sie und Ihre Arbeit wird etwas sichtbar vom Geheimnis Gottes in unserer Welt. Dafür bin ich unendlich dankbar.“ Büchereien seien etwas zutiefst Gesellschaftliches, sagte Schieszl-Rathgeb als zuständige Hauptabteilungsleiterin, denn Lesen sei mehr als Bildung. Lesen sei Teilhabe. „Lesen heißt: Ich kann verstehen, vergleichen, beurteilen. Ich kann mich einbringen, mitreden, mitgestalten. Gerade Kinder finden hier eine Tür in eine größere Welt. Darum glaube ich: Leseförderung ist auch Demokratieförderung. Denn wer liest, lernt zuzuhören.“  Sie sei den fast 1200 ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen in den über 150 Katholischen Öffentlichen Büchereien in der Diözese dankbar, denn: „Das Buch, das Sie weitergeben, jedes Gespräch, das Sie führen, jede Begegnung ist ein kleiner Beitrag zu einer menschlicheren, hörenden Welt.“

Austausch als Herzstück: Im Fokus stand voneinander zu lernen und sich zu vernetzen

Ein zentrales Element des Tages war ein Austauschformat: In mehreren Runden diskutierten die Teilnehmenden in Gruppen an thematischen Stationen. Das Ziel: voneinander lernen, gute Ideen sichtbar machen und Probleme ehrlich benennen. Es zeigte sich ein beeindruckendes Bild: In den Büchereien der Diözese wird eine enorme Vielfalt an kreativen und sozialen Angeboten umgesetzt. Es gibt Lesecafés für Seniorinnen und Senioren, ein Beitrag gegen Einsamkeit, Kinder kommen regelmäßigen zum Vorlesen, so wird aktiv Sprachentwicklung gefördert. Autorinnen und Autoren werden eingeladen, um Literatur erlebbar zu machen. Bastelaktionen, Literaturabende, Spieleveranstaltungen, Bilderbuchkinos und sogar Lesenächte in der Bücherei sorgen dafür, dass diese Orte lebendig bleiben und Menschen jeden Alters ansprechen.Manche Büchereien entwickeln personalisierte Buchempfehlungen, kooperieren eng mit Schulen, Kitas, Kommunen oder Hochschulen und machen ihre Arbeit damit sichtbar im öffentlichen Raum. All dies ist möglich, weil engagierte Teams mit großem Ideenreichtum und starkem Gemeinschaftsgefühl zusammenarbeiten. Trotz der großen Leidenschaft der Ehrenamtlichen wurde deutlich, dass viele Büchereien an strukturelle Grenzen stoßen. Häufig fehlen ausreichend finanzielle Mittel, um zeitgemäße Medien anzuschaffen. Viele Teams wünschen sich mehr Unterstützung durch ihre Kirchengemeinde, damit ihre Arbeit ernster genommen wird und Büchereien als das wahrgenommen werden, was sie sind: relevante pastorale Orte der Begegnung.

Workshops am Nachmittag – aktuelles Wissen für Büchereien

Die Workshop-Phase am Nachmittag machte erfahrbar, welche aktuellen Themen und Tools es in der Büchereiarbeit im Moment gibt. Mit Workshops wie Booktok und Actionbound wurde gezeigt, wie moderne Leseförderung aussehen kann. Die Inhalte waren nicht nur theoretisch, sondern wurden direkt ausprobiert: Videos wurden geschaut, digitale Rallyes erprobt, Vorlesetechniken geübt. „Boys & Books“ fokussierte sich auf die Frage, wie Jungen gezielt zum Lesen motiviert werden können und der Ökumenische Medienladen präsentierte neueBilderbuchkino-Materialien. Nach dieser aktiven Phase konnten die Ehrenamtlichen als Abschluss die Lesung von Autor Thomas Lang aus Stuttgart genießen, der aus seinem lokalen Krimi vorlas.

Fazit: Ein Tag, der verbindet und in die Zukunft weist

Der Diözesantag 2025 hat gezeigt, wie kraftvoll, kreativ und bedeutsam Büchereiarbeit heute ist. Die Ehrenamtlichen leisten nicht nur kulturelle, sondern auch soziale und demokratische Arbeit. Sie schaffen Räume gegen Einsamkeit, fördern Lesen als Schlüssel zur Bildung, ermöglichen Teilhabe und tragen dazu bei, dass Kirche nah bei den Menschen bleibt. Gleichzeitig wurde sichtbar, was sie benötigen, um diese Kraft zu entfalten: Anerkennung, Ausstattung, Unterstützung und gute Rahmenbedingungen.